Dortmund/Möhnesee. Vom 28. bis 30. August 2015 war die Jugendherberge in Möhnesee, einer Gemeinde zwischen der Soester Börde und dem beginnenden Mittelgebirge des Sauerlandes, Domizil einiger Jugendlicher mit und ohne Behinderungen.
Über drei Tage hinweg gestalteten sie in dem am Südufer der Möhnetalsperre gelegenen Haus ihre diesjährige inklusive Jugendfreizeit. Bereits zum neunten Mal hatten Ingo Wienbürger und Erhard Hauler zu dieser jährlichen Freizeit eingeladen.
"Gemeinschaftspflege im Sinn von Inklusion ist das wesentliche Element aller dieser Jugendfreizeiten", so beschrieb Ingo Wienbürger die Motivation der Initiatoren. Als Motto für die neunte Freizeit hatten sie "Gut, dass wir einander haben" ausgewählt. "Das Motto 2015 beschreibt besonders gut den Sinn der Freizeit", so ergänzte Erhard Hauler.
Sich einander anzunehmen mit allen Stärken und Schwächen, füreinander da zu sein, miteinander Freizeit zu gestalten sind wichtige Elemente dieser Freizeiten. Sie dienen dem Inklusionsgedanken gemäß dem Grundsatz: Alle gehören dazu - immer und überall.
Janine, eine jugendliche Teilnehmerin aus Köln schrieb in ihrem Erlebnisbericht, den sie der Redaktion zur Verfügung gestellt hat: "Am Freitag, dem 28. August 2015 haben wir uns alle in der Jugendherberge am Möhnesee getroffen. Wir wurden in die Zimmer verteilt und am Abend trafen wir uns zum Abendessen im Speisesaal.
Wir haben Geburtstag gefeiert und auf dem Kuchen waren Zauberkerzen drauf. Es bekam jeder von uns ein Stück Eissplitterkuchen. Danach sind wir zur Kegelbahn gegangen. Da haben wir "große Hausnummer - kleine Hausnummer" gespielt. Um 22 Uhr war Nachtruhe."
Der Samstag war ausgefüllt mit einer Fülle von verschiedenen Freizeitangeboten. Janine schrieb von einer Waldwanderung, vom Kanufahren auf dem Möhnesee und Schwimmen im Möhnesee. Eine Besichtigung der Möhneseestaumauer und des Möhneseeturms standen ebenfalls auf dem Tagesprogramm. "Wir sind im Möhneseeturm 260 Stufen hochgegangen. Von oben konnte man den Fernsehturm in Dortmund und auch die Stadt Soest sehen", so heißt es weiter in ihrem Bericht."
In Janines Bericht ist auch noch von einigen kreativen Jugendlichen zu lesen, die sich auf das Basteln und Handwerkeln eingelassen hatten: "Einige von uns sind in der Jugendherberge geblieben und haben Kettenanhänger gebastelt, Taschen bemalt, Memoblumen aus Holz angemalt, auf Teelichtgläser einen Namen oder ein Bild eingraviert."
Den Gottesdienst am Sonntag feierte die Gruppe in der nahegelegenen Kirche der Gemeinde Soest zusammen mit den Soester Gemeindemitgliedern. Zur Vorbereitung hatte Ingo Wienbürger am Samstagabend eine Chorprobe angeboten. In einem großen Saal in der Jugendherberge stimmten sie sich miteinander ein. Janine schrieb dazu: "Wir sind zur Chorprobe in unseren Raum gegangen und haben für den Gottesdienst Lieder geübt."
Und ihr Bericht setzt sich fort mit einigen Hinweisen zum Sonntag: "Alle sind von der Jugendherberge Möhnesee zur Gemeinde Soest zum Gottesdienst gefahren. Wir alle haben uns in den Chor gesetzt und haben die Lieder gesungen, die wir geübt haben.
Wir haben im Gottesdienst ein rotes Band bekommen, da haben wir sechs Knoten ins Band gemacht zu einzelnen Wörtern aus dem Chorlied 'Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie laufen, wie Adler.' Das hatten wir auch als Wort für den Gottesdienst."
Der Gottesdienst am Sonntag in Soest hatte ein Bibelwort aus dem Buch des Propheten Jesaja zum Thema: "Aber die auf den Herr harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden." Vor dem Gottesdienst waren rote Häkelbändchen verteilt worden, die nun im Verlauf des Gottesdienstes zum Einsatz kamen.
Erhard Hauler forderte dazu im zweiten Teil des Gottesdienstes alle Versammelten zum Mitmachen auf. So wie man sich einen Knoten ins Taschentuch mache, um sich wichtige Dinge zu merken, so sollte nun jeder einen Knoten für jede wichtige Aussage der Predigt in sein Bändchen machen. Und er fasste noch einmal die Kernaussagen zusammen. "Also einen Knoten zum Beispiel für 'harren und warten', einen weiteren für 'laufen und nicht müde werden'", und so weiter.
"Die Bändchen sollen dazu dienen, dass wir diese wichtigen Gottesdienstaussagen später auch im Alltag nicht vergessen", so Erhard Hauler.
Janine schloss ihren Bericht: "Wir hatten sehr viel Spaß und auch viel Grund zum Lachen. Auch die Angebote, die uns vorgeschlagen wurden, waren alle gut.
Das ist mein Bericht für die Internetseite 'Gemeinsam! Mit Handicap.' Es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Nächstes Jahr freue ich mich auf die zehnte integrative Jugendfreizeit. Mal schauen, was da auf uns zukommt."
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