Wekerom/Dortmund. Die Nieuw-Apostolische Kerk Nederland hatte für Samstag, 14. April 2012, zu ihrem traditionellem "Koningskinderendag" eingeladen. Die "Werkgroep Koningskinderen voor mensen met een verstandelijke beperking" bietet diesen besonderen Tag seit 25 Jahren für Menschen mit geistigen Behinderungen an.
Einige interessierte Gäste aus Nordrhein-Westfalen und Hessen nahmen an dieser Veranstaltung teil.
Seelsorge an Menschen mit geistiger Behinderung
Dieser den Treffen der Handicapped-Kids vergleichbare Tag verbindet den Gottesdienst und die Freizeitveranstaltung miteinander an einem Termin. Ein wesentlicher Unterschied allerdings ist die Zielgruppe: In den Niederlanden gilt dieses spezielle Seelsorgeangebot Menschen, die in ihrer geistigen Wahrnehmungsfähigkeit eingeschränkt sind.
Alle anderen Gemeindemitglieder, die mit körperlichen Behinderungen gehandicapt sind, werden in ihren Wohnsitzgemeinden seelsorgerlich betreut.
Interaktiver Gottesdienst
So hatte der Gottesdienst, der traditionell von Bischof Hans Kamstra durchgeführt wird, auch sehr starke interaktive Elemente. Eine fröhliche und zugleich feierliche Stimmung und eine besondere Art von Andacht prägten den Gottesdienst.
Die Einbeziehung der Betroffenen ließ sie nicht nur Teilnehmer des Gottesdienstes sein, sondern als Mitgestaltende waren sie Teilhaber. Der Bischof - beruflich als Pädagoge unterwegs - verstand es, auf der Wahrnehmungsebene seiner Glaubensgeschwister christliche Werte verständlich zu machen.
Gottesdienst ist ein Fest
In diesem Gottesdienst vermittelt er zunächst mit Hilfe von Fotos und Grafiken, die an einer großen Leinwand zu sehen waren, das Bewusstsein, dass jetzt gerade Gottesdienst sei und welche Elemente ein Gottesdienst besitze.
Gottesdienst kann man feiern im wahrsten Sinne des Wortes und so nutzte er Bilder, die an ein grandioses Fest erinnerten und mit fröhlichem Gesang stimmten alle mit ein: "O dicht bij Jezus, dat maakt mij so blij" und "Kom stemmen w'allen juublend in" ("Nahe bei Jesus o Leben so schön" und "Kommt stimmet alle jubelnd ein").
Ein herzlicher und kräftiger Applaus aller Anwesenden bot den Betroffenen die Möglichkeit, ihre seelischen Empfindungen auf ihre Weise zu äußern.
Das Kreuz macht den Blick frei zum Altar
Im zweiten Teil des Gottesdienstes erklärte der Bischof das Karfreitagsgeschehen, das Opfer Jesu Christi und seine erlösende Wirkung. Ein vor dem Altar aufgestelltes, beschreibbares Kreuz diente dazu als Hilfsmittel.
Der Bischof schrieb auf das Kreuz Begriffe wie Angst, Sorgen, Sünde, Schmerzen - Begriffe die ihm die Betroffenen nannten - und trug danach das Kreuz zur Seite. Jetzt bedeutete er ihnen, dass nunmehr der Blick zum Altar und auf die darauf aufgestellten Abendmahlskelche frei geworden sei.
Die Predigt wird sichtbar
"Jesus hat alle Belastungen der Menschen durch das Kreuz auf sich genommen und den Weg zur Erlösung frei gemacht", das konnten die Betroffenen erfassen und auch für sich persönlich empfinden.
Ganz einfache Mittel, die die "Predigt“ sichtbar machten und auf die Ebene der Wahrnehmungsfähigkeit der Betroffenen brachten, machten einen starken Eindruck auf die versammelte besondere Gemeinde.
Die Betroffenen gestalten den Gottesdienst aktiv mit
Dieser Gottesdienst bot auch Platz für das Mitwirken der Betroffenen selbst, sei es durch Mitsingen, Mitspielen oder nur durch rhythmische Bewegung in der kleinen Mundharmonikagruppe oder durch das Spiel einfachster Schlaghölzer oder Klanginstrumente.
Auch verbale Äußerungen je nach Möglichkeiten der Betroffenen bezog der Bischof liebevoll mit in den Gottesdienst ein.
Abschied des Bischofs
Ein besonderes Gepräge erhielt dieser „Koningskinderendag“ dadurch, dass der Abschied von Bischof Kamstra aus dem aktiven Dienst bevorstand. Mittlerweile hat Stammapostel Wilhelm Leber den bewährten Gottesmann am 22. April 2012 in einem Gottesdienst in Veldhoven (Bezirk Eindhoven) in den Ruhestand versetzt.
Die Gruppe verabschiedete den Bischof mit der Überreichung zweier dekorativer Holzfiguren, die Königskinder symbolisieren sollten. 25 Jahre lang war Bischof Hans Kamstra der verantwortliche Seelsorger für diese besondere Gruppe von Menschen aus allen Gemeinden der Neuapostolischen Kirche in den Niederlanden. Das diesjährige Treffen war sein letztes als aktiver Bischof.
Kurzweil und Andacht am Nachmittag
Der von Gesang, Puppenspiel und den Auftritt eines Clown-Paares kurzweilig gestaltete Nachmittag fand seinen Abschluss mit einer kurzen Andacht an einer Gedenkstätte der besonderen Art.
Seit nunmehr zehn Jahren findet dieser "Koningskinderendag" auf dem Gelände eines Wohnparks für Menschen mit geistigen Behinderungen statt. Die niederländische Organisation 's Heeren Loo unterhält acht solcher Pflegestätten. Eine davon, nämlich De Hartenberg in Welkerom, ist der Veranstaltungsort für den "Koningskinderendag".
Niederlegung von Blumengebinden
Seit dem Bestehen dieser Einrichtung haben hier 1.200 Menschen gelebt, etwa 400 von ihnen von ihren Familien vergessen und verlassen. Für die Verstorbenen aus diesen Reihen ist mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union (EU) eine Gedenkstätte errichtet worden.
Hierher machte sich die Gruppe auf den Weg und die Beteiligten legten Blumengebinde nieder, die zuvor den Altarraum geschmückt hatten. Musikalische Beiträge, der Vortrag eines Gedichtes, das Gebet des Bischofs und eine sehr tiefe innere Bewegung aller Teilnehmer gaben diesem Augenblick eine intensive Stimmung.
Fachgruppe für Menschen mit Behinderungen hat Interesse
Interesse an der Art der Seelsorge, wie sie in den Niederlanden seit über zwei Jahrzehnten gepflegt wird, war aufgekommen, als Mitglieder der "Workgroep Koningskinderen" ihre Arbeit bei einer Fachtagung für Menschen mit Behinderungen in Dortmund vorgestellt hatten. Zu dieser Tagung waren im April 2011 Vertreter der deutschen Gebietskirchen, der Niederlande und der Schweiz zusammen gekommen.
Die nordrhein-westfälischen Handicapped-Kids denken darüber nach, ebenfalls ein zusätzliches Angebot für Menschen mit geistigen Behinderungen zu planen.
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© Gruppe Handicapped Westdeutschland
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