Köln. Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) hatte am Samstag, 30. Mai 2015, wieder zum Tag der Begegnung nach Köln eingeladen. Rund um das Infomobil der Neuapostolischen Kirche Nordrhein-Westfalen gab es eine Fülle von Begegnungen und Gesprächen.
Bereits zum dritten Mal präsentierte die Neuapostolische Kirche Nordrhein-Westfalen ihre Aktivitäten in der Seelsorge an Menschen mit Hörschädigungen oder Behinderungen an dem jährlich vom LVR veranstalteten Tag der Begegnung. Zum ersten Mal mit dabei: Band und Chor des inklusiven Musikprojekts der Neuapostolischen Kirche Nordrhein-Westfalen, Faktor G.
Zum ersten Mal bei einem Tag der Begegnung hatte auch das Infomobil der Neuapostolischen Kirche Nordrhein-Westfalen seinen Ensatz. Zusammen mit den Präsentationstischen der Handicapped und der Hörgeschädigten, Rollup-Bannern und Beachflags sowie Stehtischen und dazugehörigen Sitzhockern hatten die Organisatoren eine einladende Infolandschaft aufgebaut.
Von 10 Uhr an bis zum Ende der Veranstaltung um 18 Uhr riss der Besucherstrom am Stand nicht ab. Unzählige Besucher informierten sich über die Aktivitäten der Kirche an Menschen mit Hörschädigungen oder Behinderungen.
An den beiden Monitoren im Infomobil lief eine Endlospräsentation von mehr als 800 Fotos aus der jüngsten Historie der Handicapped, beginnend mit dem Jubiläumsgottesdienst zum 10-jährigen Bestehen der Seelsorgegruppe der Handicapped im Jahr 2010 bis hin zu den Auftritten von Faktor G beim Internationalen Kirchentag 2014 (IKT) in München.
Doris Körber vom Unterstützerteam der Handicapped versorgte die Standbesetzung und die Besucher gleichermaßen mit Kaffee und Gebäck. Mehr als 150 Portionen Kaffee schenkte sie aus. Angelika Rühmkorff leistete Arbeit im Akkord an der Popcorn-Maschine. Gut 700 Portionen in Tüten und Bechern verteilte sie kostenlos an die Standbesucher.
Großen Andrang gab es auch an der Buttonmaschine am Infomobil. Fast 250 Buttons mit den Logos der Hörgeschädigten, der Handicapped und von Faktor G wurden aus den verschiedenen Einzelteilen zusammengesetzt und an die Besucher ausgegeben.
Währenddessen verteilten Mitglieder der Handicapped und der Hörgeschädigten Info-Flyer und führten Gespräche. Vor allem luden sie zum Auftritt von Faktor G ein, der für 16 Uhr im Musikalischen Begegnungszelt des LVR vorgesehen war.
Unter dem Motto "Inklusiv und musikalisch – das geht hervorragend zusammen!" gaben insgesamt sechs Bands Kostproben ihres musikalischen Schaffens. Neben den Gruppen „Alles gut“ (Schwelm), „All Inclusives“ (Duisburg), „PotiZeros“ (Neuss), der „Thomas-Mentsches-Band“ (Mönchengladbach) und der LVR-Donatus-Schulband (Pulheim) hatte auch Faktor G eine Einladung zu dieser gemeinsamen Session erhalten.
Während die meisten Bands bekannte Melodien aus der aktuellen Popmusik reproduzierten, kam Faktor G mit Liedern aus der christlichen Welt daher. Kathrin Schinski, Leiterin des inklusiven Musikprojekts der NAK-Handicapped-NRW, erläuterte in einer kurzen Anmoderation den Namen Faktor G, der zugleich das Programm der Musiker ist.
Dabei stehe "Faktor" für das Zusammentreffen der verschiedenen Fähigkeiten und Fertigkeiten der Band- und Chormusiker, das "G" stehe für Gemeinschaft. Ziel des Projektes sei, so betonte Schinski noch einmal, Inklusion in Kirche und Gemeinde auch auf dem Gebiet der Musik zu fördern.
Eine große Anzahl Zuhörer hatte sich eingefunden. Unter ihnen waren auch einige, die beim Auftritt von Faktor G beim IKT 2014 nicht dabei sein konnten und sich die Gelegenheit in Köln nicht entgehen lassen wollten.
Wie der Kölner Presse zu entnehmen ist, waren etwa 35.000 Besucher in den Rheinpark gekommen, um an dem nach LVR-Aussagen größten inklusiven Familienfest Europas teilzunehmen. Rund 200 Aussteller und Initiativen zeigten ihre Arbeit und veranstalteten Aktionen wie Fotowettbewerbe, Sinnesparcours, Kunst-Angebote oder, Sportvorführungen.
Schwerpunkt des diesjährigen Festes war die "Themenwelt Arbeit", die vom LVR in mehreren Großzelten präsentiert wurde.
Bei einer Begrüßungsansprache auf der großen Bühne am Tanzbrunnen hob Guntram Schneider, Minister für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, die große Bedeutung des Events hervor. „Solche Begegnungen helfen, die Barrieren in den Köpfen abzubauen“, so seine Kernaussage. Barrierefreiheit in einer inklusiven Gesellschaft sei ein erstrebenswertes Ziel. "Wer gemeinsam isst, spielt und feiert, erlebt sein Gegenüber einfach als Mensch - ob behindert oder nicht, spielt da keine Rolle."
Der Minister vertrat die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, die die Schirmherrschaft über diese Veranstaltung übernommen hatte.
Auch Oberbürgermeister Jürgen Roters warb für Toleranz im Umgang mit behinderten Menschen und verband sein Lob für die Aktion mit dem eindringlichen Appell: „Wir dürfen nicht aufhören, weiterhin für ein Miteinander und für mehr Akzeptanz und Toleranz zu werben.“
Der LVR feiert dieses Inklusionsfest seit 1998 jedes Jahr als Signalveranstaltung für ein besseres Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung. Er reagierte damit 1998 auf ein Gerichtsurteil, das einer Wohngruppe von Menschen mit geistiger Behinderung zu bestimmten Tageszeiten die Nutzung des eigenen Gartens verbot, weil sich Nachbarn gestört fühlten.
Der LVR ist nach eigenen Angaben Deutschlands größter Leistungsträger für Behinderungen mit etwa 18.000 Beschäftigten.
© Gruppe Handicapped Westdeutschland